Sinus Pilonidalis
Der Pilonidalsinus oder Sinus Pilonidalis (pilus=Haar, nidus=Nest) ist eine akut abszedierende oder chronisch sezernierende Entzündung im subkutanen Fettgewebe im Bereich der Steißbeinregion.
Das Krankheitsbild tritt meist im 2. bis 3. Lebensjahrzehnt auf, häufig bei Männern mit ausgeprägter Behaarung in der Glutealregion vor dem 40. Lebensjahr. Seiner Entstehung scheint ein multifaktorielles Geschehen ausgelöst durch folgenden Mechanismus zugrunde zu liegen: das Aneinanderreiben der Gesässbacken in der Gesässspalte drehen abgebrochene Haare mit ihren wurzelnahen Enden in die Haut hinein. Dadurch entstehen sogenannte Pori oder Pits, d.h. Vertiefungen, die Haare enthalten können. Da die Hornschuppen der Haare als Widerhaken fungieren, dringt das Haar immer tiefer bis in das subkutane Fettgewebe ein. Dort entwickelt sich ein Fremdkörpergranulom, dass nicht spontan heilt (asymptomatische Form), sich aber infizieren kann (abszedierende und chronische Form). Starke Behaarung sowie und übermäßige Schweißsekretion scheinen die Entstehung des Pilonidalsinus zu begünstigen.
Ein blander Sinus pilonidalis bedarf keiner Therapie. Bei der akut eiternden Form gibt es Hinweise darauf, dass zunächst eine Eiterherdsanierung, gefolgt von einer sekundären Versorgung des Sinus pilonidalis im entzündungsfreien Intervall durch eine der weiter unten beschriebenen Behandlungsmethoden vorteilhaft sind. Beim chronischen Sinus pilonidalis stellt die Exzision derzeit die Standardbehandlung dar.
Die offene Wundbehandlung mit sekundärer Wundheilung ist hinsichtlich der Komplikationsrate ein sicheres Verfahren, das aber mit einer langen Wundheilungsdauer und nicht zu vernachlässigender Rezidivrate (Wiederauftreten bis zu 30%) einhergeht. Die minimal invasiven Techniken – u.a. das so genannte Pit-Picking – stellt ebenfalls eine Behandlungsoption für die chronische Erscheinungsform dar, wobei mit einer höheren Rezidivrate im Vergleich zu den Exzisionstechniken gerechnet werden muss. Sie können aber als erste Methode bei unkompliziertem Pilonidalsinus eingesetzt werden. Wenn minimal-invasive Methoden nicht zum Einsatz kommen, sollten die plastischen (asymmetrischen) Techniken und Verschiebelappen verwendet werden, um Beispiel, die Limberlappenplastik, welche zudem eine sehr tiefe Rezidivrate aufweist (< 3%).