Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz – auch Stuhl- oder Analinkontinenz genannt – ist die Unfähigkeit, den Stuhlgang zu kontrollieren, was zum unfreiwilligen Verlust von festem oder flüssigem Stuhl führt. Sie kann von gelegentlichem unkontrolliertem Wundabgang bis zum vollständigen Verlust der Darmkontrolle reichen.

Die tatsächliche Prävalenz der Stuhlinkontinenz ist unbekannt. Etwa 2% der Allgemeinbevölkerung leidet an der Unfähigkeit, die Darmentleerung zu kontrollieren. Das Problem nimmt mit zunehmendem Alter zu: bis zu 11% der Männer und 26% der Frauen berichten über Inkontinenz nach dem 50. Lebensjahr und erreichen im Pflegeheim einen Anteil von bis zu 40%.

Da es sich in der Regel um eine erworbene Stuhlinkontinenz handelt, wird die Bestimmung der zugrunde liegenden Ursache häufig zur Klassifizierung der Stuhlinkontinenz und zur Entscheidung über die weitere diagnostische Untersuchung und den therapeutischen Verlauf herangezogen:

  • Analschliessmuskel-Läsionen
  • Neurogene Stuhlinkontinenz
  • Idiopatische Stuhlinkontinenz

Die Diagnose der Stuhlinkontinenz basiert auf einer anorektalen Standarduntersuchung, der klinischen Anamnese, der endoanalen Ultraschalluntersuchung, einer Magnetresonanztomographie und der anorektalen Physiologie (Druck- und Empfindlichkeitsmessungen).

Die Behandlung sollte im Allgemeinen von konservativ bis invasiv, chirurgisch und von weniger bis stärker invasiv erfolgen.

Die konservative Therapie zielt auf eine Beeinflussung der Stuhlkonsistenz, der Dickdarmpassagedauer, der Darmentleerung, der Schließmuskelfunktion und deren Wahrnehmung sowie der Mastdarmfüllung ab. Es stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Ballaststoffarme Ernährung
  • Loperamid
  • Retrograde Einläufe
  • Übung für die Beckenbodenmuskulatur/Biofeedback
  • Anal-Elektrostimulation
  • Analtamps

Die Wahl der chirurgischen Behandlung richtet sich hauptsächlich nach dem Schweregrad der Symptome und der strukturellen Integrität der Schließmuskeln (Sphinkter):

  • Anal-Sphinkterplastik (Schliessmuskel Naht)
  • Reparatur des Beckenbodens
  • Sphinkter-Ersatz (dynamische Gracilisplastik)
  • Sakrale Nervenstimulation
  • Stimulation des Nervus tibialis posterior
  • Injektionsmittel
  • Anterograd-Darmspühlung
  • Stoma

Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass bei einigen Patienten kein einzelner Behandlungsmodus ausreicht und eine Kombination – sowohl konservativ als auch operativ – für ein optimales Ergebnis notwendig sein kann.