Human first – Das bewegte Leben der kleinen Nathaly
Auf den ersten Blick ist die 5jährige Nathaly aus Georgien ein ganz normales Mädchen: Sie liebt Puppen und Barbies und sprüht nur so vor Energie. Wenn sie lacht, funkeln ihre blauen Augen. Nathaly ist aber kein ganz normales Mädchen, denn sie hat eine bewegende Geschichte hinter sich.
Angefangen hat alles im vergangenen Oktober. Das Mädchen klagte immer wieder über Bauchschmerzen, worauf die Eltern den Bauch ihrer kleinen Tochter abtasteten und erschraken: im rechten Oberbauch konnten sie ganz deutlich einen Tumor fühlen. Sofort begaben sie sich zu Untersuchungen nach Tiflis. Die Diagnose zog der Familie den Boden unter den Füssen weg: Nathaly war an einem lebensbedrohlichen Nierentumor, dem sogenannten Wilms-Tumor, erkrankt. Auch die Ärzte in Tiflis standen vor einer gewaltigen Herausforderung. Denn, Georgien ist ein kleines Land und hat mit solchen Erkrankungen praktisch keine Erfahrung. Es begann ein Hilferuf über die Grenzen hinaus. Die Unterstützung kam im Februar 2019 aus der Schweiz.
«Qualität der Operation ist entscheidend»
Unter dem Patronat der EurAsia Heart Foundation flogen die beiden Ärzte Prof. Dr. Jan Schmidt und Prof. Dr. Martin Spahn nach Tiflis, um das Mädchen zu operieren. Vorausgegangen waren ein wochenlanger Austausch und eine akribische Vorbereitung auf die Operation. «Als Vater von vier Kindern war für mich ein Helfen selbstverständlich. Da ich seit über 15 Jahren persönliche Kontakte nach Tiflis und der dortigen Medizin pflege, wurde ich mit dem Fall Nathaly angesprochen», erzählt Prof. Schmidt, Spezialist für Viszeralchirurgie. Auch für den Urologen Prof. Spahn war es eine Selbstverständlichkeit, in diesem Fall sein Wissen und Können einzubringen. Er sagt: «Ich habe viele Kinder mit Wilms-Tumoren behandelt und weiss, wie wichtig die Operation und vor allem die Qualität der Operation ist.»
Traumatisierende Situation
Die kleine Nathaly hatte bis dahin bereits eine kräftezehrende Chemotherapie hinter sich. Sie verlor ihre schönen braunen Locken und war zunehmend geschwächt. «Nathaly war durch die Behandlungen und die Spitalaufenthalte traumatisiert. Für niemanden ist ein solcher Prozess einfach. Glücklicherweise zeigen Kinder in so einer Situation eine natürliche Stärke», so Prof. Spahn. Die Situation war natürlich auch für die Eltern sehr schwierig und emotional, erschwerend war zudem die Sprachbarriere. «Alle Eltern wünschen sich ein gesundes Kind und die beste Heilung. Wir als Ärzte übernehmen diese Verantwortung», sagt Prof. Schmidt.
13 Zentimeter grosser Tumor
An nächsten Tag, einem Sonntag um 10 Uhr, war es soweit. Nathaly wurde in einer äusserst komplizierten, zweistündigen Operation ein 13 Zentimeter grosser Tumor aus der rechten Niere entfernt. «Die Operation verlief ausgesprochen gut, obwohl es immer ein kritisches Risiko gibt», zeigten sich Prof. Spahn und Prof. Schmidt zufrieden.
In einer solchen Operation ist es wichtig, dass die Tumorkapsel nicht einreisst, da dies zu einer Verteilung der Tumor-Zellen führen kann. «Es hätte eine massive Verschlechterung des Gesundheitszustandes bedeutet», erklärt Prof. Schmidt. Weil dies verhindert werden konnte, stehen die Prognosen für Nathaly sehr gut, wieder ganz gesund zu werden. Zwölf Tage nach der Operation posiert Nathaly denn auch schon wieder keck vor der Kamera und verzaubert alle mit ihrem Charme. Nach einer weiteren Woche darf Nathaly endlich nach Hause und das tun, was sie am liebsten tut: mit ihren Puppen spielen.
Gemeinsames Engagement
Die beiden Ärzte sind unmittelbar nach der Operation wieder nach Zürich zurückgeflogen. Welche Gefühle bleiben nach einem solchen Einsatz zurück? Dazu Prof. Spahn: «Jeder, der Kinder mag oder selbst Familienvater ist, kann sich vorstellen, dass ein Helfen hier Glücksgefühle bereitet.» Die beiden Professoren haben die Operation kostenfrei gemacht, ebenso war die EurAsia Heart Foundation sofort bereit, die zusätzlich anfallenden Kosten mitzufinanzieren. Auch die Klinik in Tiflis half, die Kosten auf ein Minimum zu reduzieren. «In Georgien ist eine solche Operation kaum finanzierbar. Glücklicherweise haben hier alle zusammengespannt», so Prof. Schmidt.
Der nächste Besuch bei Nathaly haben die Ärzte übrigens bereits wieder geplant.