Vaskuläre Neurochirurgie

Die vaskuläre Neurochirurgie befasst sich mit der Diagnose und Therapie von akuten oder chronischen Erkrankungen der Gefässe des Gehirns und des Rückenmarks. In unserem Zentrum können alle Arten von neurovaskulären Erkrankungen mit grosser Erfahrung und in multidisziplinärer Zusammenarbeit behandelt werden. Es werden immer individuelle Therapiepläne nach anerkannten Leitlinien erstellt – sowohl im Notfall nach einem Schlaganfall, als auch bei einer chronischen oder zufällig festgestellten Erkrankung.

Der Schlaganfall – Notfälle in der vaskulären Neurochirurgie

Ein Schlaganfall, auch „Streifung“ genannt, ist in 84% die Folge einer Durchblutungsstörung des Gehirns und in 16% die Folge einer Blutung im Schädelinnenraum.
Die Durchblutungsstörung eines Hirnareals entsteht durch ein Blutgerinnsel, welches eines oder mehrere hirndurchblutende Gefässe verstopft. Das nicht mehr mit Blut versorgte Hirnareal nimmt dadurch Schaden. Eine Blutung ins Gehirn oder in die Hirnhüllen ist die Folge einer Zerreissung eines Blutgefässes. Durch das austretende Blut wird ein Teil des Gehirns zerstört und zusammengedrückt, da der Schädel ein Ausweichen verhindert. Die komprimierten Hirnareale funktionieren nicht mehr und erleiden häufig schwere Schäden.

Die sofortige Versorgung spielt eine zentrale Rolle in der Schlaganfalltherapie, da die betroffenen Hirnzentren schnellstmöglich „gerettet“ werden müssen! Wird zeitnah reagiert, kann bei einer Durchblutungsstörung das Blutgerinnsel mit Medikamenten aufgelöst oder mit einem Mikrokatheter durch die Gefässe entfernt werden. Ist eine Hirnblutung gross und komprimiert das gesunde Gehirn, kann sie durch eine Operation ausgeräumt werden.

Aneurysmen

Cerebrale Aneurysmen sind bläschenartige Aussackungen von Hirnarterien, die sich an den Teilungsstellen von Gefässe entwickeln. Aneurysmen sind häufig: Etwa fünf Prozent der Menschen haben ein Aneurysma im Schädelinnenraum. Häufig wird ein Aneurysma erst dann diagnostiziert, wenn es platzt und eine lebensbedrohliche Blutung verursacht.

Arteriovenöse Malformationen

Arteriovenöse Malformationen (AVM) sind Gefässmissbildungen die aus einem Bündel von Arterien und Venen bestehen, die über Kurzschlussverbindungen miteinander verbunden sind. Wegen des fehlenden Kapillarbetts wird der arterielle Druck ungebremst in die Venen übergeleitet: Die dünnwandigen Venen sind deswegen erweitert und rupturgefährdet. Es besteht eine Gefahr für eine Hirnblutung.

Symptome

Die Blutung im Schädelinnneraum verursacht meist einen plötzlichen, vernichtenden Kopfschmerz („wie ein Blitz aus heiterem Himmel“, oft nach körperlicher Anstrengung) begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Nicht selten entsteht eine vorübergehende oder dauerhafte Bewusstseinsstörung, eine Lähmung oder Sprachstörung. Die Blutung hat häufig fatale Folgen, eine sofortige Versorgung entscheidet über Leben und Tod. Nicht geblutete Angiome können chronische Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Krampfanfälle oder Symptome, die einem Schlaganfall ähneln, hervorrufen.

Therapie

Die operative Behandlung besteht in der sofortigen Entlastung der Blutung, Entfernung des Angiomes oder in der Ausschaltung des Aneurysmas. In unserer Klinik wird in endoskopisch-assistierter mikrochirurgischer Technik das Aneurysma mit einem Titaniumclip verschlossen: Eine erneute Blutung aus diesem Aneurysma ist damit nicht mehr möglich.

Aufgrund von immer häufiger durchgeführten Kernspinuntersuchungen wird ein Angiom oder Aneurysma oft als Zufallsbefund festgestellt. Zur Ausschaltung dieser nicht gebluteten vaskulären Läsionen stehen prinzipiell die gleichen operativen Methoden zur Verfügung. Es muss jedoch von Fall zu Fall individuell entschieden werden, ob eine Versorgung überhaupt notwendig ist oder ob zunächst eine Beobachtung ausreicht. Hierfür wird das Risiko einer Blutung mit dem Risiko der Behandlung verglichen und eine Therapie nur bei nachweisbarer Gefahr empfohlen.
Wird der Patient operiert, stehen in unserem Operationssaal modernste Techniken zur Verfügung. Der optimale Schlüssellochzugang wird Anhand der individuellen Anatomie des Aneurysmas geplant und danach der sicherste und schonendste minimalinvasive Weg gewählt. Der Erfolg der Operation wird immer mit endoskopischer Technik kontrolliert. Bei Ausschaltung von Angiomen und komplexen Aneurysmen, kann intraoperativ in unserem Hybrid-Operationssaal auch eine konventionelle Angiografie durchgeführt werden.

Zudem werden alle Patienten während der Operation elektrophysiologisch überwacht, um eine Störung der Hirnfunktionen auch beim schlafenden Patienten möglichst frühzeitig zu erkennen und das operative Vorgehen entsprechend anzupassen.