Ihr Spezialist:

Prof. Marius Keel

Schenkelhalsfraktur

Schenkelhalsfrakturen entstehen bei jüngeren Patienten als Hochenergieverletzungen bei Verkehrsunfällen oder Sturz aus grosser Höhe, bei älteren Patienten speziell mit Osteoporose bei Bagatellunfällen wie häusliche Stürze. Anatomisch wird unterschieden zwischen Frakturen innerhalb der Gelenkskapsel (mediale Schenkelhalsfraktur) und solchen ausserhalb der Gelenkskaspel (laterale Schenkelhalsfraktur). Das Ausmass der Verschiebung der Fraktur (Dislokation) beeinflusst die Durchblutung des Femurkopfes und somit das Risiko des Absterbens des Femurkopfes (sog. Femurkopfnekrose). Eine steile Neigung der Bruchebene erhöht das Risiko für eine Nichtheilung der Fraktur (Pseudarthrose). Beim betagten Patienten stellt die Schenkelhalsfraktur eine lebensbedrohliche Verletzung dar mit einer Sterblichkeit innerhalb eines Jahres von ca. 25%.

 

Klinik, Diagnostik

Bei verschobenen Frakturen ist das Bein verkürzt und aussenrotiert und das Bein kann bei Schmerzen in der Leiste nicht angehoben werden. Bei stabilen, eingestauchten Frakturen besteht keine Fehlstellung und das Bein kann häufig schmerzfrei angehoben werden. Jedoch können Knieschmerzen (Fernschmerz) auftreten. Neben der Beckenübersichts-Röntgenaufnahme wird zur Beurteilung der Abkippung nach dorsal auch ein sog. axiales Bild durchgeführt. Bei unsicherer Fraktur sollte eine Computertomografie (CT) stattfinden.

 

Behandlung

Konservativ

Eingestauchte stabile Frakturen werden wenn möglich unter Vollbelastung mobilisiert, wobei engmaschige Röntgenkontrollen während den ersten 12 Wochen stattfinden sollten.

Operation

Operativ muss zwischen der Femurkopferhaltung mittels Osteosynthese oder dem prothetischen Ersatz entschieden werden. Bei jungen Patienten muss die Erhaltung des Femurkopfes notfallmässig angestrebt werden. Dabei können zur geschlossenen Einrichtung der Fraktur ein Extensionstisch verwendet werden oder die Fraktur wird offen anatomisch reponiert, um die Durchblutung des Femurkopfes zu sichern. Zur Fixation standen lange nur Schrauben zur Verfügung mit einer hohen Komplikationsrate wie Sinterung des Schenkelhalses mit Entwicklung des sog. femoroazetabulären Einklemmens (Impingement) oder der Nicht-Heilung der Fraktur. Zur Erhöhung der Stabilität wurden eine oder mehrere teleskopierende Schrauben mit einer Verriegelungsplatte kombiniert (z.B. dynamische Hüftschraube (DHS) oder Targon FN („femoral neck“)). Zur Verhinderung der zu starken Sinterung folgt eine Teilbelastung mit 15 kg für 8-12 Wochen.

Bei sehr betagten oder kranken Patienten werden eine Hemiprothese mit zementiertem Prothesenschaft und mit einem unipolaren oder bipolaren Kopf (Doppelkopf) meist über einen vorderen minimalinvasiven Zugang eingesetzt. Bei älteren Patienten mit hohem Leistungsanspruch oder vorbestehender Hüftarthrose ist die Hüfttotalprothese indiziert. Zur Verringerung des Risikos einer Prothesenluxation wird heute meist eine Hüfttotalprothese mit Doppelkopf implantiert („Double Mobility“). Die Verwendung eines zementierten Schaftes reduziert bei >80-jährigen Patienten das Auftreten von intra- oder postoperativen periprothetischen Femurfrakturen und somit die Reoperationshäufigkeit und erlaubt die sofortig Vollbelastung.


 
 

Abb. 1. Wenig dislozierte Schenkelhalsfraktur (a). Geheilte Fraktur 1Jahr nach offener Reposition und Plattenosteosynthese mittels Targon-Platte (b).

Abb. 1a
Abb. 1b

 
 

Abb. 2. Stark dislozierte Schenkelhalsfraktur (a) bei einer betagten Patientin mit verschiedenen Nebenerkrankungen, versorgt mittels Hemiprothese mit einem unipolaren Kopf und zementiertem Prothesenschaft (b).

Abb. 2a
Abb. 2b

 
 

Abb. 3. Stark dislozierte mediale Schenkelhalsfraktur (a) bei betagter Patientin mit hohem Leistungsanspruch, versorgt mittels Hüfttotalprothese mit einem Doppelkopf („Double Mobility“) und zementiertem Prothesenschaft (b).

Abb. 3a
Abb. 3b

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