Ihr Spezialist:

Prof. Marius Keel

Hüftgelenksluxationen und Femurkopffraktur

Hüftgelenksausrenkungen treten nach hinten (dorsale Luxation), nach vorne (anteriore Luxation) oder in Richtung inneres Becken (zentrale Luxation) auf. Dorsale Luxationen sind begleitet von Kapsel- und Labrumverletzugen, häufig auch von Azetabulumfrakturen, vor allem Hinterwandfrakturen, und von Femurkopffrakturen oder -schäden, selten von Schenkelhalsfrakturen. Sie sind typischerweise nach Verkehrsunfällen mit Knieanpralltrauma am Armaturenbrett zu beobachten. Anteriore Luxationen entstehen nach grosser Krafteinwirkung bei gestrecktem Hüftgelenk und aussengedrehtem Bein. Es können Femurkopfschäden auftreten. Zentrale Luxationen treten häufig bei älteren Patienten nach seitlichem Sturz auf und sind begleitet von komplexen Azetablumfrakturen mit ins Becken gedrücktem Pfannengrund.

 

Klinik, Diagnostik

Die Beschwerden können variieren zwischen Fernschmerzen am Oberschenkel, schmerzhafter Bewegungseinschränkung oder einer federnden Fehlstellung bei Luxationsverletzungen. Neben konventionellen Röntgenbildern wird immer eine Computertomografie (CT) durchgeführt, um auch prognostisch wichtige Zusatzverletzungen am Femurkopf, Impressionen (Einstauchungen) am Pfannendach oder freie Fragemente im Gelenk zu erkennen.

 

Behandlung

Konservativ

Bei Luxationen ohne Fraktur wird in Narkose das Hüftgelenk geschossen eingerichtet (reponiert). Im Anschluss sollte während ca. 2 Wochen eine Teilbelastung von 15 kg durchgeführt werden. Im späteren Verlauf kann eine Durchblutungsstörung des Femurkopfes auftreten (Femurkopfnekrose).

Operation

Begleitende verschobene Azetabulum-, Schenkelhals- oder Femurkopffraktren müssen operativ angegangen werden. Die chirurgische Hüftluxation nach Ganz erlaubt eine anatomische Rekonstruktion nicht nur des Hüftgelenks bei Frakturen im hinteren Azetabulumpfeiler oder der Hinterwand, sondern vor allem auch die Rekonstruktion von Femurkopffrakturen mittels Schraubenosteosynthesen. Die Einführung der osteochondralen Transplantation eines Knochenfragmentes mit Knorpelüberzug vom Schenkelhals-Kopfübergang in die Defektzone am Femurkopf ermöglicht auch die Hüftgelenkserhaltung bei schweren Verletzungen. Diese Technik wurde weltweit erstmalig von Prof. Keel beschrieben. Falls jedoch vor allem bei älteren Patienten der Femurkopfschaden zu gross ist, wird eine primäre Hüfttotalprothese implantiert. Nach Rekonstruktion des Femurkopfes erfolgt eine Teilbelastung mit 15kg für 12 Wochen.


 
 

Abb. 1. Vordere Hüftluxation rechts und hintere verhakte Hüftluxation links mit Femurkopf- und Schenkelhalsfraktur bei einem jungen Patienten nach Snowboard-Unfall (Röntgenbild (a) und 3D-CT-Bild (b) vor geschlossener Reposition rechts und Röntgenbild (c) nach geschlossener Reposition rechts). Intraoperative Sicht auf den Femurkopf nach kontrollierter offener Reposition zum Schutz der Durchblutung des Femurkopfes und anatomischer Rekonstruktion des Schenkelhalses und des Femurkopfes versorgt über die chirurgische Hüftluxation (d). Röntgenbild 10 Monate postoperativ bei verheiltem Femurkopf und Schenkelhals links und ohne Arthrosezeichen resp. Femurkopfnekrosen beider Hüftgelenke (e).

Abb. 1a
Abb. 1b
Abb. 1c
Abb. 1d
Abb. 1e

 
 

Abb. 2. Hintere Hüftluxation bei einem jungen Patienten nach Unfall beim profesionellen Fussballspiel (3D-CT (a)). Intraoperative Bilder des grossen Knorpelschadens am Femurkopf (b), des Gewinnens des osteochondralen Transplantates am Schenkelhals-Femurkopfübergang (c) und nach Fixation des Transplantates im Femurkopfdefekt (d). Diese Technik kann nur über die chirurgische Hüftluxation durchgeführt werden und wurde weltweit erstmalig von Prof. Keel durchgeführt und in der amerikanischen Fachzeitschrift „Journal of Orthopaedic Trauma“ (JOT) publiziert (e). Zudem wurden die Resultate der ersten Serie von 12 Patienten dieser Technik nach über 5 Jahren in der englischen Zeitschrift „Injury“ 2020 veröffentlicht (f). Röntgenbild postoperativ nach osteochondraler Transplantation am Femurkopf und Rekonstruktion der Hinterwand (g). Röntgenbild 6 Jahre nach Unfall mit Arthrosezeichen (h) aber noch schmerzfreier Funktion (i).

Abb. 2a
Abb. 2b
Abb. 2c
Abb. 2d
Abb. 2e
Abb. 2f
Abb. 2g
Abb. 2h
Abb. 2i

 
 

Abb. 3. Zentrale Azetabulumluxationsfraktur nach seitlichem Sturz (Röntgenbild (a), 3D-CT (b) und coronarer CT-Schnitt mit Nachweis der deutlichen Domimpression (c)). Postoperatives Röntgenbild (d) und coronarer CT-Schnitt (e) mit Nachweis der perfekten Rekonstruktion durch den minimalinvasiven Pararectus-Zugang nach Keel mit einer Operationszeit von nur 1 Std. und 45 Minuten.

Abb. 3a
Abb. 3b
Abb. 3c
Abb. 3d
Abb. 3e

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