Hauptschlagader/Aorta

Persönlich durchgeführte Operationen (Stand 2019) : 3507
Erworbene Aortafehler: 3507
Angeborene Herzfehler* (Herz- und Gefässchirurgie bei Neugeborenen, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen): 2800
Herztransplantationen: 71

Die Hauptschlagader ist das grösste Blutgefäss im menschlichen Körper. Sie entspringt aus der linken Herzkammer, steigt auf und verläuft über einen Bogen in den Bauchraum. Oberhalb des Zwerchfells wird sie als Brustaorta (Aorta thoracalis), unterhalb als Bauchaorta (Aorta abdominalis) bezeichnet. Die Brustaorta hat einen aufsteigenden Teil (Aorta ascendens) und einen absteigenden Teil (Aorta descendens). Die Unterteilung ist wichtig, da die Lokalisation der Erkrankung zu verschiedenen Therapieverfahren führt. Die häufigste Erkrankung der Aorta ist eine Schwächung des elastischen Gewebes der Gefässwand, die zu einer Ausweitung (Aneurysma) der Aorta führt. Ein Aortenaneurysma kann in allen Abschnitten vorkommen und auch andere Strukturen wie zum Beispiel die Aortenklappe einbeziehen. Bei einem Aortenaneurysma besteht immer die Gefahr eines inneren (Dissektion) oder äusseren (Ruptur) Risses mit entsprechend lebensbedrohlichen Blutungskomplikationen.

Bauchaortenaneurysma

Bei der behandlungsbedürftigen Ausweitung der abdominalen oder thorakalen Aorta (Aortenaneurysma) kann in etwa 80% aller Fälle alternativ zur konventionellen offenen Operation eine endovaskuläre Stentgraft-Implantation (minimalinvasives Verfahren) durchgeführt werden. Dabei werden in Spinal- oder Lokalanästhesie in der Leistenregion die Femoralarterien punktiert oder freigelegt. Durch diesen Zugang können über Einführschleusen die zusammengepressten und durch eine Hülle oder einen Faden geschützten Prothesenteile (Nitinol-Stent mit eingenähter Dacron- oder PTFE-Umhüllung) durch die Beckenarterien in die Aorta vorgeschoben werden. Die korrekte Positionierung erfolgt unter Durchleuchtungskontrolle und die Freisetzung der Gefässprothese erfolgt durch Entfernung der Hülle oder des Fadens. Das Aneurysma ist ab diesem Moment aus der Zirkulation ausgeschlossen, da das arterielle Blut durch das eingesetzte Y-förmige Rohrsystem in die Beckenarterien strömt.

Die unmittelbare operative Erfolgsrate (= technisch erfolgreiche Stentgraft-Implantation mit vollständigem Ausschluss des Aneurysmas aus der Zirkulation) beträgt bei guter Indikationsstellung 95–100%. Um eine Stentgraft-Implantation durchführen zu können, sind einige Voraussetzungen zu beachten:

  • genügend langer, nicht sich konisch erweiternder infrarenaler Aorten-«Hals» (10–20 mm)
  • Angulation zwischen infrarenalem Hals und Aneurysma-Achse < 60°
  • keine ausgeprägte Schlängelung und gleichzeitige schwere Verkalkung der Iliacalgefässe; vernünftiges Kaliber der Aa. iliacae ext.
  • Einverständnis des Patienten nach ausführlicher Information (inkl. notwendige Nachkontrollen mit CT oder Ultraschall)
  • Team-Arbeit (Gefäss-Chirurg / Gefäss-Interventionalist / Anästhesist / OPS / Katheterlabor)
  • sorgfältige präop. Abklärung (Spiral-CT und Angiographie mit Kalibrationskatheter)

Die Mortalität und Morbidität aufgrund des Eingriffs ist im Vergleich zur konventionellen Operation (Graftersatz der Aorta durch Laparatomie) deutlich kleiner und die Hospitalisationsdauer erheblich kürzer. Demgegenüber steht die Tatsache, dass bei etwa 10 % (–20 %) im mittel- und langfristigen Verlauf mit Re-Interventionen zu rechnen ist (zumeist wegen erneuter Perfusion in den Aneurysmasack). Jedoch sind diesbezügliche Daten aus sogenannten Implantations-Registries wegen der grossen Zahl der teilnehmenden Zentren, der unterschiedlichen verwendeten Prothesen-Modelle und der stetigen Verbesserungen der Methodik sehr unterschiedlich, teils bereits veraltet und deswegen differenziert zu betrachten.
Wir behandeln am HerzZentrum seit 1998 AAA-Patienten bei entsprechenden Voraussetzungen (geeignete Aneurysma-Morphologie, allenfalls erhöhtes Risiko für konventionelle Operation, umfassende Aufklärung und Einverständnis) mit der endovaskulären Methode und haben bisher über 220 Stentgrafts implantiert (primär erfolgreich bei 99,6 %). Die Spitalmortalität beträgt 0,4 %, die durchschnittliche Dauer des Spitalaufenthalt nach dem Eingriff 2,4 Tage. Im bisherigen follow up (6,5 Jahre) ist eine Ruptur aufgetreten und es wurden 12 Re-Interventionen notwendig (zweimal konventioneller Graftersatz). Alle Patienten werden regelmässig nachkontrolliert (je nach Befund alle 1–3 Jahre mit Angio-CT oder Ultraschall).

Die Indikation zur endovaskulären Versorgung sollte sehr sorgfältig und interdisziplinär gestellt werden, da nur mit einer minutiösen Vorabklärung und Planung (v.a. Patienten-Selektion, Prothesenwahl und Graftdimensionen) die sehr guten Langzeitergebnisse optimiert werden können.

*Jeder 100. Mensch wird mit einem Herzfehler geboren, welcher meist früh nach der Geburt korrigiert wird. Viele Patienten benötigen jedoch als Kinder oder Jugendliche, sowie im Erwachsenenalter einen zusätzlichen Eingriff. Oder Erwachsene mit angeborenem (jedoch erfolgreich korrigiertem Herzfehler) benötigen Klappen-, Bypass- oder Aortenchirurgie, welche wegen des angeborenen, früh im Leben korrigierten Herzfehlers sehr anspruchsvoll sein kann.