Schlauchmagen

Die laparoskopische Schlauchmagenbildung

In den letzten Jahren wurde bei extrem Übergewichtigen, die eine Operation, wie unter Punkt 3 beschrieben, benötigen, ein neues Therapiekonzept eingeführt. Da gerade bei diesen Patienten eine so grosse Operation zu gefährlich war, erfolgte in einem ersten Schritt nur der erste Teil, nämlich die Magenverkleinerung auf laparoskopischem Wege, um dann zu einem späteren Zeitpunkt, bei deutlich reduziertem Körpergewicht, den zweiten Teil der Operation anzuschliessen. Bei einigen Patienten war die Gewichtsabnahme aber derart gut, dass auf den Zweiteingriff verzichtet werden konnte. Eigene Untersuchungen bis 18 Jahre nach Schlauchmagenoperation zeigen erfreuliche, dem Magenbypass ähnliche Erfolgsresultate, d.h. die Gewichtsabnahme und der Erfolg auf die Zuckerkrankheit und Fettstoffwechselstörungen im Vergleich zur Bypass-Operation sind langfristig etwas geringer.
 
Prinzip
Aus dem Magen wird ein Schlauch gebildet, indem der dehnbare, äussere Teil längs abgetrennt wird (vgl. Abb. 2). Dieser Schlauch ist wenig dehnbar, hat somit auch nur ein geringes Fassungsvermögen, was bei der Nahrungsaufnahme zu schneller Sättigung führt. Durch Entfernung dieses Teiles des Magens werden die Sättigungshormone insofern beeinflusst, dass die Patienten während längerer Zeit sehr wenig Hunger empfinden.

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Gewichtsverlust

Die Gewichtsabnahme in den ersten 5 Jahren nach Schlauchmagenoperation sind beinahe so gut wie nach der «proximalen» Magen-Bypass-Operation. So wird in den ersten 5 Jahren nach der Operation 60-65% des Übergewichtes abgenommen, nach 10 Jahren noch 50-60%. Einige Patienten nehmen dann wieder zu oder die Gewichtsabnahme ist unzureichend, was dann eine zweite Operation in Form des Dünndarm-Kurzschlusses, wie unter Punkt 3 beschrieben, notwendig macht. Alternativ kommt auch die Umwandlung in einen Magenbypass in Frage. Heute ist noch nicht klar, bei wie vielen Patienten das notwendig sein wird, heutigen Schätzungen zufolge bei ca. 10 bis 20% der Patienten mit Schlauchmagen.
 
Vorteile
Die laparoskopische Schlauchmagenoperation ist einfacher durchzuführen als die Magen-Bypass-Operation, da der Magen nur abgetrennt aber keine Verbindungen zwischen Magen und den Därmen hergestellt werden müssen. Somit dürfte diese Operation auch weniger gefährlich sein. Der Magen und Zwölffingerdarm können auch nach der Operation bei Bedarf durch Spiegelung eingesehen werden, was vor allem im Falle von Gallensteinen in den Gallengängen für deren Behandlung von grosser Bedeutung ist. Auch das Problem der «Inneren Hernie» kommt nicht vor. Sollte die Gewichtsabnahme unzureichend sein, kann in einem zweiten Schritt die Operation durch Dünndarm-Kurzschluss (s. Punkt 3) ergänzt oder ein Bypass durchgeführt werden. Die Nebenwirkungen des Dünndarmkurzschlusses (Dumping) kommen praktisch nicht vor. Die Operation kann auch bei extrem übergewichtigen Patienten (sehr hohem BMI), bei Patienten, wo wegen Voroperationen intensive Dünndarmverwachsungen einen Bypass unnötig aufwändig gestalten würden und bei grossen Narbenbrüchen durchgeführt werden.
 
Nachteile/Risiken
Der Schlauchmagen ist als Teil der unter Punkt 3 beschriebenen Operation seit vielen Jahren bekannt. Als alleinige Operation sind die Erfahrungen aber noch nicht gleich gross wie beim Bypass. Gewichtsabnahme, Verbesserung der Zuckerkrankheit und Fettstoffwechselstörungen sind weniger ausgeprägt im Vergleich zum Bypass. Zudem ist die deutlich höhere Rate an Sodbrennen (Säurereflux) nach der Operation zu erwähnen, was aber meist mit Medikamenten erfolgreich behandelt werden kann. Andernfalls kann der Schlauchmagen später auch in einen Bypass umgewandelt werden, sollte der Säurereflux in die Speiseröhre zu stark sein. Bei Patienten mit starkem Reflux von Magensaft in die Speiseröhre bereits vor der Operation sollte besser die Magenbypass-Operation durchgeführt werden. Die Entfernung des Magenanteiles beim Schlauchmagen ist definitiv und kann nicht wieder rückgängig gemacht werden.

Die Sterblichkeits- als auch die Komplikationsrate ist wahrscheinlich geringer als beim Magenbypass. Eine undichte Stelle des abgetrennten Magens und Schwierigkeit bei der Nahrungsaufnahme kurze Zeit nach der Operation sind die wahrscheinlichsten Früh-Komplikationen. Zusätzlich gibt es allgemeine Komplikationen wie Wundinfekt, Thrombose, Lungenembolie oder Blutergüsse, welche alle sehr selten sind. Werden die empfohlenen Vitamine in Form von Tabletten oder Brausetablette nicht konsequent eingenommen, kann es auch zu Mangelerscheinungen kommen (z. B. Eisenmangel). Langfristig kann es zur erneuten Gewichtszunahme kommen oder Reflux Beschwerden, die eine Kontrolle mittels Endoskopie erfordern.