Magenbypass

Der laparoskopische Magen-Bypass

Der Magen-Bypass wurde erstmals 1966 durch E. Mason durchgeführt. Weltweit ist dies der häufigste Eingriff für die Behandlung des krankhaften Übergewichtes. Seit Mitte der 90er Jahren wird die Operation auch auf laparoskopischem Wege, d. h. mit der Schlüsselloch-Chirurgie, durchgeführt.
 
Prinzip
Unterhalb der Speiseröhre wird der Magen durch Klammernahtgeräte in zwei Teile geteilt, d.h. eine schlanke, längliche Magentasche abgetrennt vom restlichen Magen. Der Dünndarm wird im oberen Abschnitt durchtrennt und der eine Schenkel davon mit der Magentasche verbunden. Der Dünndarm, welcher vom blind verschlossenen Magen kommt und die Verdauungssäfte (Magen-, Galle- und Bauchspeicheldrüsensaft) aus dem Zwölffingerdarm enthält, wird in diese hochgezogene Dünndarmschlinge eingenäht. Damit wird der Restmagen umgangen (= Bypass, vgl. Abb. 1). Bei dieser Operation («proximaler» Magen-Bypass) kommt es nebst einer Einschränkung der Essmenge auch zu einer Mangelernährung von gewissen Vitaminen und Spurenelementen, aber nicht von Kalorien.

Abbildung 1
 Abb. 1

 
Gewichtsverlust
Fünf Jahre nach der «proximalen» Magen-Bypass-Operation beträgt der Gewichtsverlust 50 – 70% des Übergewichtes (Beispielpatient mit 110 kg Körpergewicht bei 160 cm Körperlänge, hat ein Normalgewicht von 60 kg, Übergewicht 50 kg. Durchschnittlich zu erwartende Gewichtsabnahme: 25 bis 35 kg). Die Gewichtsabnahme geschieht v. a. im ersten Jahr nach der Operation. Oft kommt es nach 2 Jahren wieder zu einer geringen Zunahme des Gewichtes. Auf welcher Stufe sich Ihr Körpergewicht einpendelt, hängt sehr davon ab, wie konsequent Sie Ihre Ernährung verändern und Ihre Bewegung steigern.
 
Vorteile
Die Magen-Bypass-Operation wird seit über 50 Jahren durchgeführt, die Langzeitfolgen sind somit bekannt. Es ist die am häufigsten durchgeführte Operation zur Behandlung des krankhaften Übergewichtes weltweit und auch bei Clarunis. Sie eignet sich für die meisten Patienten, v.a. auch zur Behandlung Zuckerkrankheit. Die Operation kann auch wieder rückgängig gemacht werden, was zwar sehr selten notwendig, aber mit vernünftigem Aufwand möglich ist.
 
Nachteile/Risiken
Die laparoskopische Magen-Bypass-Operation ist eine technisch anspruchsvolle Operation. Der Magendarmtrakt wird an verschiedenen Stellen eröffnet und wieder verschlossen, resp. miteinander vernäht, was die Möglichkeit einer undichten Stelle mit entzündlichen Komplikationen nach sich ziehen kann. In extrem seltenen Fällen kann der Eingriff aus technischen Gründen nicht durchgeführt werden, dann wird als erster Schritt eine Schauchmagenbildung (siehe Punkt 2) durchgeführt, um in einem 2. Schritt später den Bypass anzulegen. Zusätzlich gibt es allgemeine Komplikationen wie Wundinfekt, Thrombose und Lungenembolie, Blutungen in den Darm und Blutergüsse in die Bauchhöhle, Transportstörungen des Darmes, welche alle sehr selten sind. Es besteht ein Risiko, an dieser Operation zu versterben von unter 0.5‰ (1 von 2000).

Mittelfristig kann es zur Verengung bei der Verbindung zwischen Magentasche und Dünndarm kommen, die aber mit einer Magenspiegelung wieder aufgedehnt werden kann. Auch können Schleimhautgeschwüre auftreten, weshalb wir eine medikamentöse Säureblockade für 6 Monate und einen Nikotinstopp empfehlen. Sehr selten können sich beide Magenteile wieder miteinander verbinden. Dies führt zu einer Zunahme der Essmenge und des Gewichts. Der blind verschlossene Magen kann durch Magenspiegelung in der Regel nicht mehr eingesehen werden, ausser mit einer kleinen Operation. Vitamine und Spurenelemente müssen lebenslang konsequent eingenommen werden, dennoch kann es zu Mangelerscheinungen (z. B. Vitamine und Spurenelemente wie Eisen und Zink etc.) kommen.

Auch kommt es zu Veränderungen des Kalziumstoffwechsels mit der Gefahr von Knochenschwund (Osteoporose) und Entstehung von Nierensteinen. Nach einer Magen-Bypass-Operation ist der Konsum von Zucker, insbesondere zuckerhaltigen Getränken und Fruchtsäften sowie grösseren Mengen an raffinierten Kohlenhydraten (z.B. Weissbrot, weisse Teigwaren) zu vermeiden. Gelangen Zucker bzw. Kohlenhydrate in konzentrierter Form in den Dünndarm, führt dies zum sogenannten «Dumping-Syndrom» (= Schwindel durch Blutdruckabfall, Übelkeit, Durchfall). Auch Getränke während oder kurz nach einer Mahlzeit genossen, können die Entstehung eines Dumping–Syndroms begünstigen. In wenigen Prozent der Patienten kann es bei starker Gewichtsabnahme zu Entstehung von schlitzförmigen Lücken zwischen den Dünndarmschlingen kommen, was noch mehrere Monate, sogar Jahre nach der Operation eine innere «Verwicklung» von Dünndarmabschnitten bewirken kann mit Schmerzen und gegebenenfalls Transportstörung des Darmes (innere Hernie).

Bei ungenügender Gewichtsabnahme oder einer der oben erwähnten Komplikationen kann es notwendig werden, nochmals eine Operation durchzuführen. Vor einer erneuten Operation führen wir in der Regel eine erneute Beurteilung des gesamten Behandlungsteams durch. In Frage kommt bei sehr starkem Dumping die Anlage eines sog. Fobi-Ringes, ein Siliconband, das um die Magentasche platziert wird, welches die Entleerung der Speise in den Dünndarm verzögert. Bei ungenügender Gewichtsabnahme kann im Einzelfall eine Veränderung der Längen der verschiedenen Darmabschnitte in Erwägung gezogen werden. Damit steigen aber auch die langfristigen Risiken, ähnlich der unter Punkt 3 beschriebenen Operation.