Allgemeine Informationen

Ablauf der Hospitalisation
Sie werden bereits vor dem Spitaleintritt in zwei Gruppenschulungen durch unsere Ernährungsberatung in Art und Weise Ihrer neuen Ernährung geschult und erhalten eine detaillierte, schriftliche Empfehlung, wie Sie sich in Zukunft ernähren müssen. Je nach Ihrem individuellen Herzkreislaufrisiko wird auch vorab ein Belastungs-EKG durchgeführt, bei Bedarf auch eine Lungenfunktionsuntersuchung.

Meist treten Sie am Tag der Operation in das Spital ein, gegebenenfalls auch am Vortag. Sind Röntgenuntersuchung und Labortest, Magenspiegelung und Speiseröhren-Druckmessung vor dem Eintritt noch nicht durchgeführt worden, werden sie während des Spitalaufenthaltes erfolgen.
Unter Vollnarkose verschafft man sich durch eine Bauchspiegelung Zugang zum Magen. Dafür sind insgesamt 5 Einschnitte in die Bauchdecke nötig. Sehr selten ist ein grosser Bauchschnitt nötig. Bei Vorliegen von Gallensteinen erfolgt zusätzlich die Gallenblasenentfernung. Diese zusätzliche Operation hilft, spätere Gallenblasenstein-Komplikationen zu verhindern. Damit verlängert sich die Operation um 20-30 Minuten. Komplikationen wie Gallengangs-verletzungen, Blutungen, Entzündungen usw. sind sehr selten. Auch langfristig ist damit kein Nachteil zu erwarten, was die Ernährung betrifft.

In der Regel beginnt der Kostaufbau am Operationstag. Die Kost wird über flüssige, dann breiige bis hin zu weicher, fein geschnittener Kost gesteigert. Um ein Dumping (s. unten) zu vermeiden, sind alle Süssspeisen im Kostaufbau mit künstlichen, kohlenhydratfreien Süssstoffen gesüsst. Die Spitalaufenthaltsdauer beträgt ca. 3.5 Tage.
 
Nachbehandlung
Sie dürfen ca. sechs Wochen keine grossen Gewichte (über 5 kg) heben, um die Wundheilung nicht zu stören. Nachkontrollen erfolgen bereits kurze Zeit nach Spitalaufenthalt im Ernährungszentrum und die langfristige Nachsorge, in Ergänzung zu Kontrollen bei Hausarzt, wird in die Wege geleitet.
 
Revisionsoperationen
Die Adipositas ist eine chronische Krankheit und bedarf gelegentlich einer erneuten Operation, um ungenügende, überschiessende Gewichtsabnahme oder ungünstige Langzeitfolgen zu korrigieren. Der Entscheid, ob nochmals operiert werden muss, erfolgt wiederum im Team in Absprache mit allen beteiligten Spezialisten, der Hautärztin und dem Patienten. Sind solche Revisionsoperationen planbar, d.h. handelt es sich nicht um einen Notfalleingriff, dann werden diese am Standort Claraspital durchgeführt.

 

Allgemeine Auswirkungen der Operationen im Zusammenhang mit der Gewichtsabnahme

Vitaminmangel
Um einen Vitaminmangel mit möglichen Folgeschäden nach den Operationen zu vermeiden ist eine regelmässige lebenslange Multivitamin/Spurenelementeinnahme nach allen Operationen ab Spitalaustritt notwendig. Ebenso müssen regelmässig Blutkontrollen zur Überprüfung der Vitaminversorgung stattfinden. Gewisse Vitamine (Vitamin B12) und evtl. Eisen müssen manchmal zusätzlich in Form von Spritzen oder Infusionen verabreicht werden.

Die Multivitamine werden von den Krankenkassen nicht bezahlt.
 
Hautfalten/Überschüssige Haut
Durch die grosse, zum Teil rasche Gewichtsabnahme kann es langfristig zu überschüssiger Haut und zum Auftreten von Hautfalten, vor allem an Bauch, Oberarmen und Beinen, bei Frauen auch zu Veränderungen der Brust kommen, was optisch manchmal unvorteilhaft aussieht. In extremen Fällen kann dies auch zu Behinderung bei Bewegungen führen. Dies kann durch intensives Muskeltraining etwas vermieden werden. Wir haben diesbezüglich auch eine Kooperation mit einem Team von plastischen Chirurgen. Folgeoperationen wie Bauchstraffung, Straffung der Oberarme oder Oberschenkel werden aber von der Krankenkasse nur in Ausnahmefällen bezahlt. Die Beurteilung von Hautfalten und überschüssiger Haut, bezüglich einer plastischen, ergänzenden Operation, kann erst nach erfolgter Gewichtsstabilisierung, d.h. 2-3 Jahre nach einer bariatrischen Operation erfolgen. Erst zu diesem Zeitpunkt kann die «natürliche Hautstraffung» und der Effekt des Muskeltrainings beurteilt werden.
 
Sport
Zur Förderung und schliesslich Erhaltung des Gewichtverlustes nach der Operation ist eine regelmässige körperliche und sportliche Aktivität dringend notwendig. Es konnte in Studien gezeigt werden, dass sportliches Training in mittlerer bis höherer Intensität von 150 Minuten pro Woche und mehr zu einem deutlich besseren Gewichtsverlust im ersten Jahr nach der Operation führt.

Sie werden von unserem Team der Physiotherapie bezüglich Art und Weise des Trainings gerne instruiert. Zu diesem Zweck haben wir am Claraspital ein den Bedürfnissen dieser Patienten angepasstes, schonendes Langzeit-Ausdauertraining in Gruppen entwickelt. Die Kosten dieser Gruppentherapie werden von der Krankenkasse übernommen. Bei diesem Training kommt es zu einer optimalen Fettverbrennung und der gesamte Organismus wird gestärkt, was zu einem gesteigerten Wohlbefinden und mehr Leistungsfähigkeit führt. Nach einem Anfangstest, bei welchem die Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit im Ausdauerbereich und vieles mehr ermittelt werden, berechnen und besprechen wir den optimalen Trainingsbereich. Die Patienten durchlaufen unter fachkundiger Anleitung von erfahrenen Physiotherapeutinnen mit fundierten Kenntnissen einen Trainingszyklus von 36 Lektionen. Die Trainingseinheiten dienen als Anleitung zum selbstständigen Training und sind sehr abwechslungsreich gestaltet. Mit regel-mässigen Zwischentests lassen sich die Fortschritte präzise ermitteln und das Training allenfalls neu anpassen. Dadurch ist das Training optimal auf die körperliche Belastbarkeit zugeschnitten.

Wichtig ist aber auch, dass Sie sich schon früh Gedanken machen, wie Sie den Sport in Ihren Alltag integrieren möchten.
 
Haare
Operationen, schwere Erkrankungen, rascher Gewichtsverlust, aber auch Vitaminmangel kann zu verstärktem Haarausfall führen. So kann es auch innerhalb der ersten drei Monate nach einem operativen Eingriff zur Behandlung des Übergewichts zu einem verstärkten Haarausfall kommen. Dieser ist keinesfalls mit dem Haarverlust, wie dies durch Chemotherapien bei Tumorerkrankungen bekannt, ist zu vergleichen. Das Haar dünnt sich nur verstärkt aus – anstatt wie normal ca. 100 Haare pro Tag können vorübergehend bis zu 300 Haare pro Tag verloren gehen. Dieser Umstand normalisiert sich innerhalb von ca. 6 Monaten von alleine, wenn sich der rasche Gewichtsverlust verlangsamt und die Vitamine- und Spurenelemente durch bedarfsgerechte Ernährung und falls notwendig entsprechende Supplemente in Tablettenform im Normbereich gehalten werden.
 
Gewichtszunahme nach einer Operation
Nach allen Operationen kann es langfristig auch wieder zu einer Gewichtszunahme kommen. Deshalb ist ein langfristiges Einhalten der Ernährungs- und Bewegungsrichtlinien äusserst wichtig.
 
Alkohol
Nach einer Operation am Magendarmtrakt verändert sich u.a. auch die Reaktion des Körpers auf alkoholhaltige Speisen und Getränke. Es konnte nachgewiesen werden, dass Patienten mit Magenbypass nach der gleichen Menge Alkohol wie nichtoperierte Menschen deutlich höhere Blutalkoholspiegel aufweisen und dieser insbesondere auch deutlich langsamer abfällt.

Für Auto fahrende Patienten gilt also die bekannte «1-Glas-Regel» nicht mehr. Sie müssen sich bewusst sein, dass sie nach der Operation stärker auf Alkohol reagieren, auch schädliche Wirkungen treten eher auf. Allgemein ist zu beachten, dass die tolerierbaren Alkoholmengen deutlich kleiner als vor der Operation sind (Fahrtauglichkeit).
 
Schwangerschaft und Verhütung
Eine Schwangerschaft, die 18 Monate oder später nach einer Magenbypassoperation auftritt, weist ein vergleichbares Risiko wie eine «normale» Schwangerschaft auf. Vor diesem Zeitraum von 12 bis 18 Monaten nach der Operation raten wir von einer Schwangerschaft ab. Aus diesem Grund ist eine zuverlässige Schwangerschaftsverhütung in dieser Zeit unerlässlich. Die Methode der Empfängnisverhütung muss für jede Patientin individuell nach Risiken und Vorteilen gewählt werden. Bitte lassen Sie sich deshalb möglichst früh von Ihrem Gynäkologen beraten. Da nach einer Operation Erbrechen oder Diarrhoe auftreten können, ist die Wirksamkeit der Pille unter Umständen eingeschränkt, in dieser Situation muss deshalb eine zusätzliche Methode, z.B. Kondom zur Empfängnisverhütung angewendet werden.

Bitte teilen Sie uns in jedem Fall mit, wenn Sie, frühestens 18 Monate nach einer Operation, schwanger werden möchten, damit wir die Kontrollen der Vitamine und Spurenelemente entsprechend schon vorab koordinieren und Ihnen allenfalls Vitamine vor der Schwangerschaft ersetzen können, die nach Eintritt der Empfängnis nicht mehr verabreicht werden dürfen.
 
Blutspende
Nach einer Übergewichtsoperation haben Sie einen grösseren Bedarf an Vitaminen und Spurenelementen. Zu diesen gehört auch das Eisen. Mit jeder Blutspende verliert der Mensch eine beträchtliche Menge an Eisen. Deshalb kann eine Blutspende für Sie nach der Operation ein gesundheitliches Risiko darstellen, da Sie dadurch ein höheres Risiko haben eine Blutarmut aufgrund von einem Eisenmangel zu haben. Wir raten Ihnen deshalb dringend von weiteren Blutspenden nach der Operation ab.
 
Behandlung und Nachsorge im Anschluss an die Operation
Unabhängig davon, zu welchem Eingriff Sie sich gemeinsam mit uns entschieden haben, ist nach der Operation eine Begleitung durch unsere diplomierten Ernährungsberaterinnen und durch das ärztliche Team von Prof. Peters im Ernährungszentrum notwendig, dies in unterschiedlicher Häufigkeit je nach Eingriff. Ob darüber hinaus eine psychologische oder psychiatrische Begleitung nötig ist, wird in der Regel bereits bei den Abklärungen festgelegt. Auf jeden Fall steht die Chirurgie am Anfang einer langfristigen Betreuung durch unser Team und Sie als Patient verpflichten sich, die anfänglich engmaschigen und langfristig einmal jährlichen Nachkontrolltermine einzuhalten. Dies ist auch eine Bedingung für die Kostenübernahme des Eingriffes durch die Krankenkasse. Bei problemlosem Verlauf kann die Nachsorge nach 5 Jahren in die Betreuung des Hausarztes übergeben werden.